Innere Konflikte, aber auch prägende Erfahrungen können die Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig hemmen und zu Depressionen, Ängsten und emotionalen Einengungen führen. Sie können bewirken, dass sich Muster des Erlebens, Denkens und Handelns entwickeln, die sich durch Gespräche mit Freunden noch kognitive Lernprozesse nicht verändern lassen.
Um diese Muster dem bewussten Denken zugänglich zu machen, nutzt die Psychoanalyse die freie Assoziation. Auf diese Weise wird das Einst im Hier und Jetzt der
Beziehung zum Analytiker neu erlebt und kann so verarbeitet werden. Durch diese emotionalen Einsichten werden neue Verbindungen im Gehirn angelegt, wodurch alte in den Hintergrund treten.
Die psychotherapeutische Behandlung ist eine vertrauliche Partnerschaft, die oft über die Linderung oder Auflösung der Symptome hinausgeht. Sie bewirkt die Erweiterung der Freiheit, authentische Gefühle zu empfinden, an Beziehungen, der persönlichen Wirksamkeit und der Liebe zu arbeiten und ein volleres und authentischeres Individuum zu werden.
„Die Gegenwart kann man nicht genießen, ohne sie zu verstehen
und nicht verstehen, ohne die Vergangenheit zu kennen.“ (S. Freud)
Psychoanalyse wirkt.
Nicht nur die Erfahrung in meiner Praxis, sondern auch eine Vielzahl empirischer Studien konnte die Wirkung der Psychoanalyse nachweisen. Sie führt zu einer Besserung von depressiven Symptomen, Ängsten und interpersonellen Problemen sowie zu einem positiveren Umgang mit sich selbst. (Abbas, Hancock, Henderson & Kisely, 2006; Huber, Zimmermann, Henrich & Klug, 2012; Huber & Klug, 2016; Leichsenring, Rabung & Leibing, 2004; Leichsenring & Rabung, 2011; Huber et al.; 2012; Huber & Klug, 2016; Leichsenring et al., 2004; Zipfel et al., 2014
Was ist das Besondere an der psychoanalytischen Behandlung?
Die Stärke der Psychoanalyse liegt darin, dass ihr Fokus nicht nur auf dem Beheben von Symptomen, sondern auch auf der Entwicklung und Reifung der gesamten Persönlichkeit liegt. Diese psychische Entwicklung braucht Zeit, bringt aber eine deutlich größere Nachhaltigkeit mit sich: Vergleichsstudien zur Behandlung von Depressionen konnten beispielsweise zeigen, dass Effekte psychoanalytischer Langzeittherapie über das Ende der Behandlung hinaus über Jahre stabil bleiben oder sich sogar noch verstärken (Fonagy et al., 2015; Huber & Klug, 2016; Zimmerman et al., 2015). Doch nicht allein die Dauer einer psychoanalytischen Therapie ist entscheidend für ihre Wirksamkeit: Mehrere Studien konnten zeigen, dass der Behandlungserfolg umso größer war, je stärker psychoanalytische Behandlungstechniken zum Tragen kamen. (Hilsenroth, Ackerman, Blagys, Baity & Mooney, 2003; Slavin-Mulford, Hilsenroth, Weinberger & Gold, 2011; Zimmermann et al. 2014).
Bildgebende Verfahren unterstützen die Wirksamkeitsbefunde zu psychoanalytischen Behandlungen. So konnte gezeigt werden, dass sich die Hirnfunktion nach Psychoanalysen ähnlich stark wie durch Medikamente normalisierte (Buchheim, Labek, Walter & Viviani, 2013)
Wie unterscheidet sich eine depressive Verstimmung von einer Depression?
Die Depression gehört weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Etwa jeder fünfte Mensch leidet im Laufe des Lebens daran. Sie ist mehr als eine vorübergehende Niedergeschlagenheit. Bei Depressionen sind die Symptome intensiver, dauern über einen längeren Zeitraum an und treten oft ohne ersichtlichen Grund auf. Zu den Symptomen gehören eine gedrückte Stimmung und eine Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit, sich zu freuen, sich zu interessieren und sich zu konzentrieren, ist vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten „somatischen“ Symptomen, wie Interessensverlust oder Freudlosigkeit, Früherwachen, Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust, begleitet werden. (vgl.: ICD-10-GM-2022 F32.- Depressive Episode - ICD10 (icd-code.de)
Was ist eine Angststörung?
Angststörungen gehören, gemeinsam mit der Depression, zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Grundsätzlich ist die Angst ein sehr nützliches Gefühl, da sie uns vor Gefahren warnt und schützt. Bei Angststörungen dagegen lässt die Angst nicht mehr nach und wird übermäßig. Dies kann weit in die Struktur der Persönlichkeit reichen und als bestimmendes Persönlichkeitsmerkmal „zu stark“ ausgeprägt sein. Eine ängstliche Persönlichkeitsstörung ist, so die ICD 10, „durch Gefühle von Anspannung und Besorgtheit, Unsicherheit und Minderwertigkeit gekennzeichnet. Es besteht eine andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und danach, akzeptiert zu werden, eine Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung und Kritik mit eingeschränkter Beziehungsfähigkeit. Die betreffende Person neigt zur Überbetonung potentieller Gefahren oder Risiken alltäglicher Situationen bis zur Vermeidung bestimmter Aktivitäten.“ (vgl.: ICD-10-GM-2022 F60.- Spezifische Persönlichkeitsstörungen - ICD10 (icd-code.de)
Selbstbewusstsein aufbauen.
Einsicht für Einsicht.